Auf einen Trauerfall reagieren

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Dich erreicht die Nachricht, dass ein wichtiger Herzensmensch, ein*e Nachbar*in, ein*e Kolleg*in oder jemand aus deinem Freundes- und Bekanntenkreis einen Verlust erlitten hat. Das kann für dich erstmal ziemlich schockierend sein. Vielleicht fühlst du dich auch unsicher, gehst auf Distanz oder hast Angst vor den bei euch beiden aufkommenden Gefühlen? Ich möchte dir hier daher eine kleine Orientierung geben, wie du einfühlsam auf einen Trauerfall reagieren kannst.

Direkt wenn du eine Nachricht hörst

Du bekommst einen Anruf, eine Nachricht oder es erzählt dir jemand persönlich davon, dass ein Mensch, den du gut kennst, gerade jemanden verloren hat. Manchmal werden gleich auch Details über die Umstände des Todes erzählt, manchmal ist es nur der bloße Fakt, den du zu hören bekommst.

In dem Moment nimm dir erstmal einen Moment, um innezuhalten. Vielleicht kannst du raus gehen, dir eine Pause nehmen und dich irgendwo hinsetzen, um einfach zu atmen und zu spüren, was diese Sache in dir auslöst.

Du hast dann vielleicht den Impuls, dem betroffenen Menschen auszudrücken, dass du Bescheid weißt und mit-fühlst. Es tut den meisten trauernden Menschen auch total gut, dass von ihrem Umfeld zu hören. Daher ist es schön, wenn du – je nach dem wie eure Verbindung ist – dein Mitfühlen zum Ausdruck bringst.

Das kann in Form einer Nachricht, eines Anrufs oder einer Kondolenzkarte sein. Manchmal ist es auch gut, wirklich vorbeizugehen, das kommt sehr darauf an, wie nahe ihr euch steht und wozu du dich auch in der Lage fühlst.

Was du dem Trauernden – schriftlich oder persönlich – ausdrücken kannst:

„Ich bin da.“

„Ich fühle mit dir, auch wenn ich es vielleicht nicht verstehen kann.“

„Mir fehlen die Worte. Aber ich will trotzdem Kontakt zu dir aufnehmen.“

Gute Wünsche wie beispielsweise „Ich wünsche dir Kraft.“ -> Hierbei sei aber achtsam, was sich für den Menschen passend anfühlen könnte und sei nicht „übergriffig“ dabei z.B. in dem du den Weg vorgibst, bevormundend wirkst oder verharmlosend.

Was auch gut tun kann:

  • Angebote machen: „Wenn du was brauchst, melde dich jederzeit. Wirklich.“ (z.B. bei der Kinderbetreuung, zum gemeinsamen Weinen, für organisatorische Dinge…)
  • Direkt etwas Unterstützendes oder Heilendes tun oder geben: z.B. Essen vorbeibringen, Blumen schicken, umarmen, mit-schweigen, eine Kerze anzünden…

Absolut nicht hilfreich ist:

  • Trösten wollen, denn nichts kann es für die*den Trauernden gerade leichter machen. Es ist verdammt traurig und schwer und scheint momentan aussichtslos. Du kannst nichts „abnehmen“ davon…
  • Floskeln und Sprüche wie: „Die Zeit heilt alle Wunden.“, „Du wirst darüber schon hinwegkommen, du bist ja noch so jung.“, „Du musst jetzt stark sein für deine anderen Kinder.“, „Du wirst sicher jemand neues kennenlernen.“, „Ihm*ihr geht es jetzt viel besser, da wo sie*er ist.“, „Das Leben geht weiter.“ -> Diese sind vielleicht nett gemeint, wirken aber einfach nur verletzend, bevormunden und sind absolut unangebracht im tiefen Schmerz eines Verlustes!
  • Zu neugierig sein und alles wissen wollen über die Umstände des Todes. Du kannst nachfragen – das kann euch beiden auch gut tun – aber dann vorsichtig tastend und spürend, was in dem Moment möglich ist und was nicht. Mache das Angebot, immer erzählen zu können und sei dann auch voll präsent. Wenn die*der Trauernde aber lieber schweigen möchte, ist das vollkommen in Ordnung.

Schöne Trauerkarten gibt es hier.

Anregungen, wie man eine einfühlsame Trauerkarte schreibt findest du hier.

Wenn du bei einem Herzensmensch bist beim Eintreffen einer Todesnachricht oder direkt dazu kommst

Das ist ein krasser Moment. Für alle. Aber: Man kann ihn überleben, auch wenn man in dem Moment vielleicht denkt, dass es unmöglich ist.

Vertraue darauf als begleitende Person, dass du fühlst, was wann richtig ist. Es gibt keine Anleitung, daher sei einfach achtsam und ehrlich.

Ideen, was gut tun kann:

  • In den Arm nehmen
  • Mit-weinen
  • Tee kochen
  • Eine Kerze anzünden
  • Sich ums Essen kümmern
  • Eventuell die Kinder versorgen
  • Organisatorische Dinge abnehmen, dabei begleiten, helfen die anstehenden Aufgaben zu sortieren
  • Anrufe tätigen, um andere zu informieren
  • Einfach da sein
  • Schweigen
  • Erzählen lassen
  • Einen Erinnerungs-Altar basteln
  • Singen, beten, klagen…

Wenn du einem trauernden Menschen im Laufe der nächsten Tage oder Wochen nach dem Todesfall begegnest

Dann sieh nicht weg, wechsele nicht die Straßenseite oder weiche der Person aus – nur weil du unsicher und ängstlich bist. Der*dem Trauernden tut das verdammt weh, wenn in dem Moment, wo er*sie einen Menschen verliert, auch noch mehr Verluste durch Distanzierung auftreten. Daher sei mutig und bleibe da. Du kannst deine Sprachlosigkeit ausdrücken, dein ehrliches Mitgefühl, kannst einfach still in den Arm nehmen oder die Hand feste drücken. Du kannst Angebote machen für Unterstützung.

Was man in diesem Moment anstelle der „Standardsätze“ sagen kann:

Statt „Mein Beileid.“ – sag lieber: „Es tut mir so Leid, das ist schrecklich, was dir passiert ist. Ich weiß, dass das nicht hilft, aber ich möchte, dass du weißt, dass ich da bin und mit dir fühle.“

Statt „Oh Gott, wie geht es denn deinen Eltern, das muss ja schrecklich für sie sein?!“ – sag lieber: „Ich denke an euch alle und was für ein schlimmer Schlag es für euch sein muss.“

Statt „Wie geht es dir?“ – sag lieber: „Ich kann mir nicht vorstellen, wie es dir geht. Aber ich wünsche dir, dass du deine Gefühle nicht verstecken musst. Du kannst ehrlich zu mir sein und ich hören dir gerne zu.“

Statt „Das ist so schlimm, aber jetzt musst du weitergehen.“ – sag lieber: „Kommst du zurecht mit den kleinen Dingen? Kann ich dich im Alltag unterstützen oder die etwas abnehmen? Was brauchst du für deine Trauer?“

Wenn in einem Gespräch herauskommt, dass jemand einen Verlust eines wichtigen Menschen erlitten hat

Du lernst einen Menschen neu kennen, irgendwann kommt vielleicht das Gespräch auf die Familie und die Frage nach den Geschwistern. Da sagt dein Gegenüber ganz unerwartet: „Ich habe einen kleinen Bruder und eine große Schwester, sie ist vor drei Jahren verstorben.“

Vielleicht ist es für den Menschen krass, das dir gegenüber so direkt auszudrücken, vielleicht ist es aber auch schon ganz „normal“ geworden, da es nun mal so ist, dass die Schwester nicht mehr lebt.

Für dich ist es in dem Moment wahrscheinlich auch krass. Damit hast du nicht gerechnet – und vor allem: Du hast nun keine Ahnung, wie du reagieren sollst.

Was dann gar nicht gut ist:

So tun, als ob nichts wäre und einfach das Thema wechseln.

Schweigen und in eine Schockstarre verfallen.

Was du beispielsweise sagen kannst:

„Oh wow, das tut mir Leid. Das muss krass für dich sein. Ich muss ehrlich sagen, das hat mich gerade sehr überrumpelt. Ich bin ein bisschen sprachlos. Wenn du magst, kannst du gerne ein ein wenig erzählen. Aber wenn nicht, können wir auch das Thema wechseln, wenn dir das lieber ist.“

Trauernde beim Weitergehen begleiten

Auch auf längere Sicht ist es für Trauernde enorm wichtig, dass andere für sie einfach DA sind. Sie begleiten und Halt geben, statt sich abwenden und dadurch noch mehr zum Wackeln bringen.
Wenn du dich entscheidest, deinen Herzensmenschen begleiten zu wollen auf dem Weg in der Trauer ist das ein schöner und wunderbar mutiger Schritt!

Ich biete dir an, dich dabei zu unterstützen. Genau für Menschen wie dich habe ich die sogenannte „Hand-Reichung zur Begleitung von trauernden Freund*innen“ entworfen, ein mehrteiliges Magazin mit Innenansichten und Impulsen für euren Weg. Außerdem stehe ich dir bei Fragen zu eurem individuellen Fall gerne per Mailberatung zur Verfügung.

Mehr Infos zur Hand-Reichung findest du hier.